Patagonien und andere Abenteuer-Reiseziel

Die Selk‘nam: Eine Reise in die reiche Kultur und Geschichte einer der letzten indigenen Stämme in Südamerika

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An der Süspitze Südamerikas liegt das Feuerland, eine Region, die durch ihre atemberaubende Schönheit und kulturelle Vielfalt hervorsticht. In dieser abgelegenen Gegend zwischen Argentinien und Chile sind die Selk‘nam, auch bekannt als Onawo oder Ona, zu Hause. Ihre lebendige Geschichte und Traditionen spiegeln ein durch Widerstandsfähigkeit, Anpassung und tiefe Verbundenheit zur Mutter Natur geprägtes Leben wider.

Die Selk‘nam blicken auf eine Tausende von Jahren alte Geschichte zurück. Um unter diesen rauen Umgebungsbedingungen überleben zu können, war Erfindungsreichtum und tiefes Verständnis für das Land und seine Besonderheiten erforderlich. Nur aus diesem Grund gelang es diesem Volksstamm raffinierte Jagdtechniken zu entwickeln. Die Selk‘nam jagten fast ausschließlich Guanakos mit kleinen Bögen und Pfeilen. Zudem standen auch verschiedene andere Tiere auf ihrem Speisplan, wie Robben, Pinguine, Fisch, Schalentiere und einheimische Pflanzenarten, ergänzt durch andere Lebensmittel, die sie bei ihren gelegentlichen Treffen mit anderen indigenen Stämmen oder europäischen Entdeckern erhielten.

Die Selk‘nam waren Nomaden. Um mit ihrer Beute weiterziehen zu können, errichteten sie vorübergehende Unterkünfte aus Ästen, Fellen und anderen Naturmaterialien, die schnell abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden konnten, während sie ungebunden durchs Land zogen.

Bei den Selk’nam besaßen Männer und Frauen unterschiedliche gesellschaftliche Aufgaben, während zudem soziale Hierarchien bestanden. Die Männer waren in erster Linie für die Jagd, Kriegsführung und geistige Führung zuständig, während die Frauen wichtige Aufgaben im Haushalt, bei der Kinderbetreuung und beim Sammeln von Wildpflanzen übernahmen. Trotz dieser Aufgabenteilung trugen Männer und Frauen gleichermaßen zum Wohlergehen der Gemeinschaft bei. Die Frauen waren wichtige Entscheidungsträger innerhalb ihrer Familien und sozialen Netzwerke.

Spiritueller Glaube und Zeremonien

Bei den Selk‘nam spielt der spirituelle Glaube und ihre zeremoniellen Rituale im gesamten Leben eine wichtige Rolle. Sie verehren die Natur als Manifestation heiliger Kräfte und Geister, jeder mit seiner eigenen Bedeutung und Kraft.

Die Kunst des Körperbemalens der Selk‘nam

Besonders augenfällig bei der Selk‘nam-Kultur ist, wie kunstvoll sie ihre Körper bemalen (bekannt als Hain). In der Vergangenheit besaß die Körperbemalung spirituelle Ausdruckskraft und sollte eine Verbindung mit der Natur herstellen –

komplizierte Designs, die oft Tiere, geometrische Muster und mythische Figuren darstellen und jeweils eine symbolische Bedeutung haben. Die Körper wurden mit natürlichen Pigmenten aus Pflanzen und Mineralien bemalt. Heutzutage können Besucher Vorführungen beiwohnen, bei denen ihnen die Kunst des Körperbemalens demonstriert wird. Zudem werden Workshops zum Erlernen der Body Painting-Techniken durchgeführt.

Ankunft der europäischen Siedler

Als die Spanier 1520 Feuerland erreichten, trafen sie die Selk‘nam im nordöstlichen Teil der Region an. Die Ankunft der europäischen Entdecker und Siedler brachte tiefe Veränderungen in die Selk‘nam-Gesellschaft: Die Verwüstung ihrer traditionellen Anbauflächen, gewaltsame Konflikte und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten dezimierten ihre Bevölkerung und bedrohten ihre Lebensweise. Die durch Missionen und staatliche Maßnahmen erzwungene Assimilierung an die europäische Kultur führte zu einer weiteren Aushöhlung ihrer kulturellen Identität und Autonomie.

Um 1880 herum begannen britische Estancieros (Landbesitzer) sowie chilenische und argentinische Bauern mit der Besiedelung von Land im Eigentum der Selk‘nam. Dort wollten die Siedler Schafe für die Fleischproduktion züchten. Sie eroberten das von den indigenen Gruppen bewohnte Gebiet zwischen Patagonien und Feuerland und heuerten Kopfgeldjäger an, um die Bevölkerung der Selk’nam auszurotten. Die zuvor für nomadische Jäger offenen Landstriche wurden immer weiter eingezäunt.

Die Koexistenz zwischen Bauern und Jägern-Sammlern erwies sich als unmöglich, da viele Selk‘nam diese neuen Barrieren durchbrachen, um weiterhin frei zu jagen und sich zu ernähren. Sie machten sogar Jagd auf die Schafe der Herden, die sie im Spaß „weiße Guanakos“ nannten.

Die Neuankömmlinge schnitten den Selk’nam, die auf der Jagd nach Schafen gefangen wurden, die Ohren ab und brachten sie den Bauern als Beweis für eine „erledigte Arbeit“, um dafür bezahlt zu werden. Als Vergeltung töteten die Selk’nam trotz ihrer geringen Zahl und einfachen Bewaffnung Bauern und Kopfgeldjäger mit ihren Pfeilen.

Es war jedoch ein unausgewogener Konflikt. Schon bald wurden ältere Menschen, Frauen und Kinder gefangen genommen und als Hausangestellte verkauft oder in die Salesianermissionen in Rio Grande auf der argentinischen Seite von Terra del Fuego oder auf der Dawson-Insel auf der chilenischen Seite geschickt, um „zivilisiert“ zu werden.

Frauen wurden wiederholt vergewaltigt und zur Heirat mit Nicht-Eingeborenen gezwungen, Krankheiten, Unterernährung, Evangelisierung, Verlust der Kultur und Trennung von den Familien dezimierten die Bevölkerung, so dass nur kleine Kinder übrig blieben.

Erhalt des Kulturerbes der Selk‘nam

In den vergangenen Jahren haben die von indigenen Gemeinschaften und anderen Unterstützern angetriebenen Bemühungen zur Erhaltung und Wiederbelebung der Kultur der Selk‘nam an Dynamik gewonnen. Kulturelle Initiativen, Bildungsprogramme und Kooperationsprojekte zielen darauf ab, traditionelles Wissen und traditionelle Praktiken für künftige Generationen zu erhalten. Durch die Teilnahme an von Einheimischen geführten Touren und den Kauf von authentischem Kunsthandwerk können Reisende diese Bemühungen unterstützen.

Eine Entdeckungsreise

Eine Reise durch das Feuerland ist nicht nur eine physische Reise, sondern eine tiefgreifende Erkundung von Kultur, Geschichte und Menschlichkeit. Durch Begegnungen mit dem Volk der Selk’nam und dem Land ihrer Vorfahren erhalten Reisende Einblicke in eine Lebensweise, die durch Jahrtausende der Anpassung und Widerstandsfähigkeit geprägt ist.

Packen Sie Ihre Taschen, brechen Sie auf ins Abenteuer und entdecken Sie die Geheimnisse der Selk‘nam in den atemberaubenden Landschaften des Feuerlandes.

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